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Milliarden
Grab

BER

Es geht um Gerechtigkeit

Gerechtigkeit für die Anwohner, die vom Fluglärm betroffen sind, Gerechtigkeit für die Arbeitneh­mer, die auf den Flughafen und die immer neuen Eröffnungs­termine vertraut haben, und Gerechtigkeit für die Gewerbetreibenden, die viel investiert haben und doch nie oder erst viel später als geplant eröffnen konnten.

Aber es geht auch um die politische Verantwortung der Landes­regierung. Der Arbeitskreis »Untersuchungsausschuss BER« der AfD-Fraktion Brandenburg hat im Zuge der Recherchen und der Aktenstudien festgestellt, dass allein der Prüfbericht 2010 bis 2013 des Landesrechnungshofs eine komplette Anklageschrift gegen die Landesregierung Brandenburg ist. Der größte Vorwurf: nicht oder nur mangelhaft wahrgenommene Aufsichtspflicht.

Der von der AfD eingebrachte Untersuchungsausschuss ist abso­lut notwendig, um diesem Vorwurf nachzugehen und politische Konsequenzen zu ziehen. Das bedeutet, für die Bürger Gerech­tigkeit herstellen zu können, die Tag für Tag unter dem Fluglärm leiden müssen. Denn mitnichten hat der Flughafen in vollem Umfang Schallschutz gewährleistet, sondern er hat über Jahre nur ein reduziertes Schallschutzprogramm gefahren. Warum? Auf wessen Veranlassung? Mit welchen Auswirkungen? Nur drei von Hunderten Fragen, für die der Untersuchungsausschuss BER Antworten liefern muss.

Was löst der BER bei Ihnen für Emotionen aus?

Wenn ich mir die vielen Gemein­den des Landkreises Teltow­-Fläming angucke, die nicht so gut betucht sind, die knapsen, die um jeden Kitaplatz, um jeden sanierten Straßenmeter kämpfen müssen, und dann auf die Milli­arden Euro schaue, die der BER verschlungen hat, dann macht mich das nachdenklich. Nicht traurig, nicht wütend, nachdenk­lich, sehr nachdenklich. Wie ver­kommen muss Politik sein, um ein völlig falsch geplantes Bau­projekt so lange mit so vielen Milliarden zu füttern?

Daniel Freiherr von Lützow, MdL

Obmann der AfD-Fraktion im Untersuchungsausschuss BER

48 Jahre alt, seit 2014 in der Kommunalpolitik aktiv, im Landtag seit September 2019, kommunalpolitischer Sprecher der AfD-Fraktion. Wohnt im Flughafenumfeld direkt hinter der Landebahn und hat dadurch schon seit Jahren sehr viel mit dem Schallschutz und mit der gesamten Fluglärmproblematik zu tun.

Hat es in den Jahren der Pleiten und Pannen einen Punkt gegeben, an dem man hätte aus dem Projekt aussteigen müssen?

Diesen Punkt hat es gegeben, und zwar gleich bei dem Beschluss, dass Berlin und Brandenburg ei­nen gemeinsamen Flughafen bauen wollen. Sie hätten schon damals einen Beschluss zu einem sinnvollen Standort fassen müs­sen. Dann hätte das ganze Projekt vielleicht einen anderen Verlauf genommen. Die Einmischung der Politik hat sich von Anfang an als verhängnisvoll erwiesen und nicht nur die Arbeit der Fachleute behindert, sondern auch dazugeführt, dass immer neue Milli­arden verpulvert wurden. Für ein endgültiges Scheitern wollte nie­ mand die Verantwortung über­ nehmen.

Warum jetzt der Untersuchungsausschuss?

Wir haben unseren Wählern versprochen, dass wir untersuchen werden. Und ein Versprechen muss man auch halten. Die Vorbereitung war viel Arbeit, die wir noch gemeinsam mit unse­rem verstorbenen Kollegen Franz Wiese begonnen haben. Hinzu kommt: Man kann nicht Milliar­den von Steuergeldern in ein Grab, in ein Loch, reinkippen und rein­kippen. Irgendwann fehlt das Geld an anderer Stelle. Da sind viele, viele Ungerechtigkeiten passiert, und ich bin ein Mensch, der bei Ungerechtigkeiten auf die Barri­kaden geht. Und dieser Flughafen­bau ist eine große Ungerechtigkeit gegenüber den Bürgern. Die Ge­meinde Schönefeld kassiert Millionen von Euro im Jahr, Zigmillio­nen an Gewerbesteuern, aber alle anderen müssen den Lärm ertragen und haben nichts davon.

Und was kommt am Ende der Untersuchung raus?

Ich weiß aus der Anwohnerschaft des Flughafenumfelds, dass man da den Leuten allein durch den Aus­schuss wieder Hoffnung gibt, dass doch noch etwas Positives passiert. Von den anderen Landtagsfrakti­onen wurden sie schmählich im Stich gelassen. Es geht letztlich auch darum, den Wählern zu zei­gen, dass es Politiker gibt, auf die sie sich verlassen können.

Wenn Sie heute »BER« hören und in die Vergangenheit zurückschauen, was haben Sie da für ein Gefühl?

Es ist irritierend, dass eine früher für ihr Ingenieurswesen be­rühmte Nation wie Deutschland 15 Jahre braucht, um ein Baupro­jekt zu realisieren, das die Chi­nesen heutzutage innerhalb von zwei bis drei Jahren schaffen. Da­bei gewährt Deutschland über günstige KfW-Kredite auch heute noch eine indirekte jährliche Ent­wicklungshilfe an China in Höhe von mehreren Hundert Millionen Euro. Gerade mit Blick auf die ei­genen Defizite, wie sie beim Bau des BER zutage getreten sind, ist dies schon lange nicht mehr ein­ sehbar. Mittlerweile sind die Chi­nesen uns in vielen Punkten mei­lenweit voraus.

Felix Teichner, MdL

Stellvertretender Obmann im BER-Untersuchungsausschuss

32 Jahre, drei Kinder, Industriemechaniker, geboren und wohnhaft in der Uckermark. Seit 2016 Mitglied der AfD, seit 2019 Mitglied des Landtages. »Schon meine Eltern waren Systemkritiker in der DDR. Vor der Landtagswahl habe ich in der PCK-Raffinerie gearbeitet, als Mechaniker für Pumpen, Getriebe, Armaturen und Motoren. Technische Prozesse und Arbeitsabläufe sind mir daher vertraut.«

Irritierend ist auch, dass es beim BER – trotz langer Vorbereitungs­phase – durch Planungsfehler, un­ seriöse Ausschreibungspraktiken und natürlich durch den hier in Brandenburg bestehenden poli­tischen »Klüngel« zu zahllosen Verzögerungen, Baumängeln und sonstigen Schäden gekommen ist, die zu einer Steuergeldverschwen­dung in Milliardenhöhe geführt haben. Das gesamte Projekt ist ein Armutszeugnis für viele daran Be­teiligte, insbesondere für die Lan­desregierung.

Hätte man den Flughafen von Anfang an z. B. von den Chinesen bauen lassen sollen?

Man hätte das Projekt von Anfang an von einem privaten Baulastträger managen lassen sollen, ganz gleich, ob es sich dabei um einen ausländischen Investor oder auch um ein Investoren-Modell gehandelt hätte, bei dem zum Beispiel 50 Prozent der Anteile von der deutschen Wirtschaft gehalten worden wären. Ein privater Bauträger hat immer ein Interesse daran, wirt­schaftlich und somit effizient zu arbeiten. Zudem ist ihm bewusst, dass er für etwaige Fehler direkt in Haftung genommen werden kann. Dem Staat bzw. der Regierung hingegen ist es – trotz aller gegen­ teiligen Beteuerungen – letztlich egal, wie lange ein Projekt dauert oder wie teuer es am Ende wird – für Fehler kommt ja ohnehin der Steuerzahler auf.

Welche Lektionen geben wir den folgenden Generationen von Landespolitikern mit, wie sie mit solchen Großprojekten umgehen sollten?

Je mehr die Politik in solche Groß­projekte involviert ist, desto un­wahrscheinlicher sind Preistreue und Qualität, desto wahrscheinli­cher hingegen sind Fehler bis hin zu den beim Bau des BER einge­tretenen Katastrophen. Die Fol­gerung, die man daraus ziehen muss, ist, dass die Regierung nicht der geeignete Projektmanager für solche Vorhaben ist. Im Untersu­chungsausschuss schauen wir nun, wo und wie viele Fehler es tatsäch­lich gegeben hat und wer die Ver­antwortlichen sind. Ich bin mir sicher, dass dabei noch manches zutagetreten wird. Der Schaden ist bereits angerichtet, doch wir werden dafür sorgen, dass dieser ordentlich aufgearbeitet wird.

Wann haben Sie das erste Mal vom Flughafen BER gehört?

Ich habe immer mal wieder was über den BER gehört, seit angefangen wurde zu bauen. Dann die ganzen Pleiten, Pech und Pannen, die dort abgelaufen sind. Bevor ich politisch aktiv wurde, habe ich ei­gentlich nur das mitbekommen, was in den öffentlich-rechtlichen Medien bekannt gegeben wurde bzw. der Presse zu entnehmen war.

Ich war von Anfang an gar nicht so glücklich mit dieser Entscheidung, den Flughafen dort unten in Schönefeld zu bauen, auch weil gerade für uns Menschen im Nor­den, in Oberhavel, der Flughafen Tegel von der Anreise her sehr günstig lag.

Sabine Barthel, MdL

Mitglied im BER-Untersuchungsausschuss

59 Jahre, Versicherungsmaklerin, verheiratet, zwei erwachsene Söhne, lebt seit mehr als 25 Jahren in Oberhavel. Seit 2016 in der AfD, seit 2019 kommunales Mandat (SVV Zehdenick und Kreistag Oberhavel) und Landtagsabgeordnete, Mitglied im Petitionsausschuss, in dem immer Beschwerden zum BER behandelt werden.

Insofern bestand bei mir die Hoffnung, dass man viel­ leicht Tegel parallel laufen lassen würde, auch noch, weil es dazu ja einen Volksentscheid in Berlin ge­geben hatte. Aber es hat nicht sol­len sein.

Jetzt sind Sie eine derjenigen, die aufklären sollen, was beim BER schiefgelaufen ist. Was haben Sie für Ansprüche? Was für Hoffnungen?

Da ist vieles, was es zu ermitteln gilt. Nur ein Beispiel: Hätte man das Projekt nicht stoppen müssen, als die ersten Planer hinge­worfen haben oder eventuell auch herausgedrängt worden sind? Ich habe immer noch die Fernsehbil­der im Kopf, von einem ganzen riesigen Container voll Akten, die alle weggeworfen wurden. Jahre­ lange Planungsarbeit, Hundert­ tausende Euro, vielleicht sogar Millionen an Steuergeld im Müll.

Also meines Erachtens hätte man da das ganze Projekt überdenken und vielleicht auch abbrechen müssen. Offensichtlich ist damals ja im Blindflug weitergebaut wor­den, bis die neuen Planer eingearbeitet waren. Das werden wir jetzt alles nachvollziehen, die da­ mals Verantwortlichen befragen und abwägen.

»Ich habe immer noch die Fernseh-bilder im Kopf, von einem ganzen riesigen Container voll Akten, die alle weggeworfen wurden. Jahrelange Planungsarbeit, Hunderttausende Euro, vielleicht sogar Millionen an Steuergeld im Müll.«

Es gab ja unterschiedliche Standorte, die für den Flughafen im Gespräch waren. Zum Beispiel der ehemalige Militärflughafen Sperenberg. Wie denken Sie darüber?

Der Standort Sperenberg hätte durchaus Vorteile gehabt, weil er bereits entwickelt war, weil nicht so viele Menschen in der Gegend wohnen wie in Schönefeld. Da­ durch wäre der Lärmschutz nicht ein massives Thema gewesen und damit keine so große Belastung für den Steuerzahler und auch kein Dauerzankapfel. Auch Nachtflügehätte man da wohl entspannter durchführen können. Das ergab das damals angestoßene Raum­ordnungsverfahren, das war auch die Meinung von Brandenburgs Ministerpräsident Stolpe. Aber die Berliner, allen voran der da­malige Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen von der CDU, haben ja darauf gedrungen, dass es der Standort Schönefeld wird. Schönefeld ist leicht von Berlin aus erreichbar, nicht so weit weg wie Sperenberg. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich das damals noch junge Land Brandenburg vom etablierten westlichen Berlin über den Tisch ziehen lassen hat. Die Leidtra­genden sind jetzt die Anrainer in Brandenburg, die Berliner freuen sich, dass sie kaum noch Fluglärm haben. Mal sehen, was die damals Verantwortlichen dazu im Aus­schuss sagen werden.

Wenn Sie heute vom BER hören, was geht Ihnen als Allererstes durch den Kopf?

Ich bin peinlich berührt, weil wir das Gespött der Welt sind, dass wir als Deutschland, als deutsche Nation, die schon sehr viel geleis­tet hat, viel Positives in der Welt­geschichte, dass wir es eben nicht mehr schaffen, einen Flughafen in angemessener Zeit zu bauen.

Lars Günther, MdL

Stellvertretendes Mitglied im BER-Untersuchungsausschuss

45 Jahre, lebt mit Familie in Bad Freienwalde (Oder). Kam über die Berufe des Metallbau- ers, Immobilienkaufmanns und die Tätigkeit im Verlagswesen zur Politik. Seit 2019 im Landtag. Klimapolitischer Sprecher der AfD-Fraktion. Mitglied im Ausschuss Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz und den Untersuchungsausschüssen Corona und BER.

Wir haben seit 2012 eine Verschiebung der Eröffnung nach der anderen gesehen. Es wurde immer teurer. Es kam eine Milliarde auf die nächste Milliarde drauf. War das gut und richtig, trotz der Verschiebungen und Kostensteigerungen weiterzumachen?

Ab einem gewissen Punkt musste man eine »Augen zu und durch«­ Mentalität an den Tag legen, um das Ding endlich überhaupt fertigzustellen. Ich glaube, selbst den Verantwortlichen war lange nicht bewusst, dass so viel schief­gelaufen ist. Ich habe die Befürch­tung, dass aus diesen ganzen Feh­lern, die viele gemacht haben, nichts gelernt wurde, weil nie­mand die Verantwortung über­ nehmen musste.

Es liegt auch nahe, dass der eine oder andere Verantwortliche sich bereichert haben könnte. Und deshalb soll alles mehr oder weni­ger sogar vertuscht werden, nach dem Motto: Flughafen fertig, al­les gut. Und deshalb ist dieser Untersuchungsausschuss vielleicht die Lösung, aus Fehlern und Ver­gehen noch mal zu lernen für die Zukunft.

Wäre das ganze Projekt anders gelaufen, wenn nicht der Staat, wenn nicht die Bundesländer die Bauherren gewesen wären, sondern wenn es einen privaten Bauherrn gegeben hätte?

Davon ist auszugehen. Es hätte ei­ nen Generalunternehmer geben müssen, der wirklich den Hut auf­ hat, und nicht viele Köche, die in ihrer Küche stehen und den Brei verderben. Und vor allen Dingen wäre es auch ratsam, dass man die übliche Vorgehensweise über­ denkt, immer den günstigsten Bewerber zu nehmen, sondern dass man mehr auf Qualität setzt und so eine Ausschreibung eben an­ders bewertet, gerade bei solchen Größenordnungen.

Wird es für den Erfolg des Ausschusses von Bedeutung sein, dass dieser mit Birgit Bessin von einer AfD-Abgeordneten geleitet wird?

Es ist tatsächlich ein großes Glück, dass Birgit Bessin diesem Aus­schuss vorsitzt. Wir haben in an­ deren Untersuchungsausschüssen ja gesehen, wie parteiisch Vorsit­ zende aus dem Regierungslager agieren. Man kann so weit gehen, zu sagen, dass ein Ausschussvor­sitzender der Koalition zualler­erst die Regierung schützen will. Erst dann folgt der mögliche Wille zur Aufklärung. Wir haben gese­hen, wie in anderen Ausschüssen Fragen der Opposition nicht zu­ gelassen wurden und Zeugen, die die Opposition hören wollte, ein­fach nicht geladen wurden. Bei der BER­-Aufklärung wird das nicht passieren: Ich habe Birgit Bessin in den ersten Sitzungen des BER­ Untersuchungsausschusses beobachtet: Sie macht das nicht nur be­sonnen, freundlich und souverän. Sie macht das vor allem politisch neutral. Das ist ein ganz wichtiges Zeichen, das allen Ausschussmit­gliedern schon jetzt signalisiert: Unter der AfD werden keine Mei­nungen unterdrückt und keine Fragen geblockt. Wir wollen und müssen aufklären. Das ist für die AfD keine Parteipolitik, sondern Verpflichtung gegenüber dem Steuerzahler, dessen Milliarden in dem Projekt BER versickert sind.

Seit Mitte der 90er-Jahre ist der BER Dauerthema der Presse. Wissen Sie noch, wann Sie das erste Mal über den damals noch »BBI« genannten Flughafen gelesen haben?

Das erste Mal habe ich davon ge­ hört, da habe ich noch an der Südlichen Weinstraße gewohnt. Ich bin ja dann erst später wieder zu­ rück nach Brandenburg gezogen und da habe ich gehört, dass ein Flughafen gebaut wird, der ewig nicht fertig wird und den man anscheinend auf sumpfiges Gelände zu bauen versucht hat. Das waren die ersten Nachrichten, die einen in Süddeutschland er­reicht haben. 

Kathleen Muxel, MdL

Stellvertretendes Mitglied im BER-Untersuchungsausschuss

Seit 2016 Mitglied der AfD, seit 2019 in der Gemeindevertretung und im Landtag vertreten. Forstpolitische Sprecherin der AfD-Fraktion. Langjährige Erfahrung als Sachbearbeiterin im Arbeitskreis Landwirtschaft, Forst und Gewässerschutz der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag.

Als ich dann wieder hierher gezogen bin, da lief ja Te­gel immer noch und in Schöne­feld wurde gebaut. Und da hat man den Flugverkehr dort, wo ich jetzt wohne, in Grünheide, auch überhaupt noch gar nicht mit­ bekommen. Das ist jetzt anders. Plötzlich haben auch wir mit dem Fluglärm zu kämpfen.

Die AfD hat den Untersuchungsausschuss BER eingesetzt. Gibt es eine Frage, die Sie unbedingt an einen der Verantwortlichen im Untersuchungsausschuss stellen wollen?

Ein großes Thema ist der Schall­schutz, wie mit den Anwohnern in den vielen davon betroffenenRegionen umgegangen wurde. Die Menschen, die dicht am Flughafen leben und die ja nicht nur den Wert ihrer Grundstücke oder den Wert ihrer Häuser, sondern ihre Lebensqualität komplett ver­ loren haben – um die geht es. Um die Gegenden, wo es nicht dazu kam, dass auf die Menschen zuge­gangen wurde und man den Lärm­schutz vernünftig geregelt hat.

Dann stellt sich natürlich die Frage: Was ist denn in den Anfängen passiert, warum hat man nicht ein geeigneteres Gelände gesucht? Brandenburg ist groß, eine Bahnstrecke kann man über­ all hinbauen. Man hat eben nicht ein Gelände gesucht, das wesent­lich besser dafür geeignet wäre, was nicht so viele Ortschaften drumherum hat und wo nicht so viele Anwohner involviert gewe­sen wären. Was treibt diese Lan­desregierung, sich ständig falsche Standorte zu suchen? Bei Tesla ist das ja nicht anders gelaufen.

Geht es im Untersuchungsausschuss nun darum, den Schuldigen zu benennen, oder darum, für die Zukunft zu lernen?

Es wird im Untersuchungsaus­schuss sicherlich nicht so laufen, wie sich der Bürger das vielleicht wünscht: Wir finden jetzt ein, zwei oder drei Schuldige und die werden dafür bestraft. Das wird nicht der Fall sein – weder poli­tisch noch finanziell. Sondern es muss darum gehen, klarzustellen, wie in der Zukunft solche Katast­rophen bei Großprojekten verhin­ dert werden können. Warum geht das in Brandenburg immer wieder in die Hose? Was sind die Ursachen dafür?
Und wir müssen prüfen: Haben wir einen Filz, den wir nicht durchdringen? Haben wir Inter­essen, die wichtiger sind als die In­teressen des Steuerzahlers und des Bürgers? Was ist der Grund? Das alles wollen wir herausfinden!

Wenn Sie die drei Buchstaben BER hören, was geht Ihnen als Allererstes durch den Kopf?

Korruption, Machtmissbrauch und Intrigen.

Peter Drenske, MdL

Stellvertretendes Mitglied im BER-Untersuchungsausschuss

62 Jahre, aus der Region Finsterwalde, Metzger und Ingenieur für Fleischwirtschaft. War 30 Jahre selbstständig. Seit 2014 in der AfD. 2019 mit Direktmandat in den Landtag eingezogen. Mitglied im Landwirtschaftsausschuss und umweltpolitischer Sprecher der AfD-Fraktion.

Sie haben den BER sicherlich verfolgt in der Zeit, als er gebaut, als er geplant wurde. Hätten Sie je damit gerechnet, dass Sie heute als Abgeordneter aufklären müssen, was da schiefgelaufen ist?

Mit Sicherheit nicht. Aber ich habe innerhalb der Familie mit meinem Schwiegervater viel da­ rüber diskutiert. Der war jahrelang Baudirektor. Und damals hater schon gesagt: Das Schlimmste ist, wenn sich Politiker in eine Facharbeit einmischen, von der sie keine Ahnung haben. Und er fand es absurd, dass Vertreter der Politik im Aufsichtsrat eines Bau­unternehmens sitzen. Was sollten diese Menschen dort positiv be­einflussen?

Also das war schon das Erste. Das Zweite war die Standortfin­dung: Sperenberg war ja lange in der Diskussion. Man hat gesagt, da sei viel mehr Platz und die Wege dorthin sind ja letzten Endes so­ wieso relativ, wenn man bedenkt, dass auch der Münchner Flugha­fen sehr weit außerhalb liegt. Das hat mich sehr stutzig gemacht.Dann kam der Messias Mehdorn auch noch als Chef dorthin. Jeder kennt ihn als knallharten Sanierer. Ich aus meiner Tätigkeit als Sub­unternehmer für die Deutsche Bahn. Und da habe ich miterlebt, wie ein hochbezahlter Manager wie Mehdorn die Bahn zugrunde gerichtet hat und dafür noch gefeiert wurde. Das muss heute al­les wieder aufgebaut werden. So einen Menschen dann noch in den Vorstand des BER zu bringen, war von vornherein problema­tisch. Das sind alles Aufsichtsrats­fehler gewesen, die zu den Milli­arden Mehrkosten geführt haben. Und das hat mich dazu bewogen, in den Untersuchungsausschuss zu gehen und da mal zu gucken: Wer ist denn dafür verantwortlich, dass kleine Gewerbe rui­niert wurden, weil der BER nicht rechtzeitig fertig wurde? Und das, während die Planungsfirmen, die Millionen schon im Vorfeld ver­ dient hatten, noch nachträglich Aufträge bekamen, trotz ihrer de­solaten Planungsarbeit.

Gibt es denn jemanden, dessen Befragung im Ausschuss Sie als besonders wichtig ansehen würden, um endlich mal Klarheit in der einen oder anderen Sache zu bekommen?

Nein, im Moment noch nicht, aber ich gehe davon aus, dass ich in den Unterlagen, die wir jetzt le­ sen, etwas finden werde, was dar­ auf schließen lässt, dass es sich bei vielen Tätigkeiten nur um Lobby­ismus handelte und nicht darum, wirklich einen Flughafen tragfä­hig und schnell zu planen und zu bauen. Und die Verantwortlichen laden wir dann vor!

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